Universität-Gießen-Virus

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Universität-Gießen-Virus
Systematik
Klassifikation: Viren
Realm: Riboviria[2][1]
Reich: Orthornavirae[1]
Phylum: Negarnaviricota
Subphylum: Polyploviricotina
Klasse: Bunyaviricetes
Ordnung: Bunyavirales
Familie: Arenaviridae
Gattung: Reptarenavirus
Art: Reptarenavirus giessenae
Unterart: University of Gies​sen virus 1,2,3
Taxonomische Merkmale
Genom: (+/−)ssRNA segmentiert
Baltimore: Gruppe 5
Symmetrie: komplex/zirkulär
Hülle: vorhanden
Wissenschaftlicher Name
University of Gies​sen virus 1,2,3
Kurzbezeichnung
UGV1, UGV2, UGV3
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Als Universität-Gießen-Virus werden drei Stämme UGV1, UGV2 und UGV3 der Spezies Reptarenavirus giessenae (früher Gies​sen reptarenavirus) bezeichnet,[3][4] sowie das Isolat UGV-4.[5]

Diese Viren gehören zu einer Gruppe von Erregern, die 2015 bei Boas (Boidae) und Pythons im Zusammenhang mit der sogenannten Einschlusskörperchenkrankheit der Riesenschlangen (boid inclusion body disease BIBD) isoliert wurden. Dabei fanden sich bei einzelnen Schlangen Koinfektionen mit mehreren Reptarenaviren, auch Koinfektionen mit mehreren Isolaten des Universität-Gießen-Virus (UGV-1 bis -4). Die individuellen Schlangen wurden ursprünglich an das Institut für Veterinär-Pathologie der Universität Gießen gesandt, die Identifizierung und Anzucht der Viren in den Autopsieproben gelang einer Forschergruppe aus Finnland.

Ein vollständiger Beweis, dass UGVs an der meist tödlich verlaufenden Infektionskrankheit ursächlich beteiligt ist, steht noch aus, da durch die Vielzahl der nachgewiesenen Reptarenaviren in erkrankten Tieren eine kooperative oder individuelle Pathogenität sowie eine Apathogenität der UGV-Virusstämme schwierig zu unterscheiden sind.

Phylogenetisch ist das UGV mit den „Suri-Vanera-Virus“-Stämmen (englisch „Suri vanera virus 1“, „2“, „SVaV-1“ und „SVaV-2“, mit Stand Mai 2024 noch offiziell unbestätigt), dem „Tavallinen-Suomalainen-Mies-Virus 1“ (englisch „Tavallinen suomalainen mies virus 1“, „TSMV-1“, ebenfalls bisher nur vorschlagsgemäß) und dem Tavallinen-Suomalainen-Mies-Virus 2 (Tavallinen suomalainen mies virus 2, TSMV-2; Spezies Reptarenavirus commune) nahe verwandt.[6][7] Deutlich unterscheiden sich die UGVs (mit den TSMVs) und das ebenfalls in Schlangen isolierte Universität-Helsinki-Virus (engl. University of Helsinki virus, UHV; vorgeschlagene Spezies „Alethinophid 2 reptarenavirus“) von den klassischen Arenaviren (Gattung Mammarenavirus), die durch Nagetiere übertragen werden. Insbesondere die Sequenz des Z-Proteins und der viralen RNA-abhängigen RNA-Polymerase zeigt deutliche Unterschiede zu den Nagetier-assoziierten Arenaviren, so dass eine Übertragung durch Nagetiere als Vektoren beim UGV und UHV nicht wahrscheinlich erscheint.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • J. Hepojoki et al.: Arenavirus Coinfections Are Common in Snakes with Boid Inclusion Body Disease. In: Journal of Virology, Band 89, Nr. 16, 2015, S. 8657–8660; PMID 26041290 (englisch).
  • U. Hetzel et al.: Isolation, Identification, and Characterization of Novel Arenaviruses, the Etiological Agents of Boid Inclusion Body Disease. In: Journal of Virology, Band 87, Nr. 20, 201, S. 10918–10935; PMID 23926354 (englisch).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b ICTV: ICTV Taxonomy history: Akabane orthobunyavirus, EC 51, Berlin, Germany, July 2019; Email ratification March 2020 (MSL #35)
  2. ICTV Master Species List 2018b.v2. MSL #34, März 2019
  3. ICTV: Taxonomy Browser.
  4. ICTV: Virus Metadata Resource (VMR).
  5. NCBI Nucleotide: University of Gies​sen virus strain UGV-4 ….
  6. ICTV: Bunyavirales > Arenaviridae: Genus: Reptarenavirus, ICTV 10th Report, Februar 2019
  7. J. Hepojoki, P. Salmenperä, T. Sironen, U. Hetzel, Y. Korzyukov, A. Kipar, O. Vapalahtia: Arenavirus Coinfections Are Common in Snakes with Boid Inclusion Body Disease. In: J Virol. Band 89, Nr. 16, 15. August 2015, S. 8657–8660; doi:10.1128/JVI.01112-15, PMC 4524219 (freier Volltext), PMID 26041290 (englisch).