Elite (Computerspiel)

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Elite
Entwickler Acornsoft
Publisher Acornsoft (Acorn/BBC)
Firebird Software (Portierungen)
Leitende Entwickler David Braben, Ian Bell
Veröffentlichung 20. September 1984
Plattform Acorn Electron, Apple II, BBC Micro, Commodore 64, MSX, Schneider CPC, Sinclair ZX Spectrum, Tatung Einstein, IBM PC kompatible, Acorn Archimedes, Amiga, Atari ST, Nintendo Entertainment System
Genre Weltraum-Flugsimulation, Handelsimulation
Spielmodus Einzelspieler
Medium Kassette, Diskette, Cartridge
Kopierschutz Lenslok

Elite ist ein 1984 erschienenes Science-Fiction-Computerspiel von Ian Bell und David Braben, das Wirtschaftssimulation und eine bewaffnete Weltraum-Flugsimulation verbindet. Mit seiner mehr als tausend Planeten umfassenden Spielwelt sowie Verzicht auf ein klar definiertes Spielende gilt Elite als früher Vertreter eines Open-World-Spiels. Die in Echtzeit berechnete Cockpitsicht auf den Weltraum mit Polygon-Raumschiffen lag im Grenzbereich der Rechenleistung damaliger Heimcomputer.

Aufgrund seiner Popularität wurde das ursprünglich für den BBC Micro erschienene Spiel auf viele weitere Systeme portiert und blieb bis in die 1990er-Jahre beliebt. Das Spielprinzip wurde in Fremdproduktionen und offiziellen Nachfolgespielen vielfach nachgeahmt und weiterentwickelt.

Screenshot von Oolite, einem Elite-Klon mit höher aufgelösten Grafiken und Texturen

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Beginn des Spieles legt der Spieler einen neuen Spielstand an, der in der Regel Commander Jameson heißt, wenn man nichts anderes eingibt. Man erhält sein Raumschiff vom Typ Cobra Mark III, einen recht schwachen Frontlaser und 100 Cr (Credits) als Startkapital.

Ziel des Spieles ist es zunächst durch Handel bessere Ausrüstung zu kaufen und damit sein Raumschiff zu verbessern, damit man den Kampfrang Elite erreicht und damit zu den besten Raumschiffpiloten des Universums zu gehören.

Die Steuerung des Raumschiffs erfolgt durch Rollen im oder gegen den Uhrzeigersinn, Sinken/Steigen und Regulierung des Schubs. Der Hauptbildschirm zeigt dabei in den oberen zwei Dritteln die sichtbare Umgebung des Schiffs. Im unteren Drittel sind die Instrumente (Temperatur, Energiereserven usw.) insbesondere die dreidimensionale, taktische Anzeige. Es gibt Kameraansichten nach vorn, hinten, rechts und links. In jeder Richtung kann ein Laser installiert werden.

Die Spielwelt besteht aus 8 „Galaxien“ mit vielen besuchbaren Systemen. Die einzelnen Planeten können nicht besucht werden, dafür existiert in jedem Sonnensystem eine Orbitalstation. Der Spieler startet auf der Orbitalstation um den Planeten Lave. Angedockt können Waren und Ausrüstung ge- und verkauft werden. Jeder Planet besitzt ein sogenanntes Technologielevel und eine Staatsform von Anarchie bis Polizeistaat. Diese Attribute bestimmen Preise und Verfügbarkeit von Waren und Ausrüstung, sowie das Risiko von anderen Raumschiffen angegriffen zu werden. So sind auf Agrarwelten mit niedrigem Technologielevel beispielsweise Lebensmittel eher günstig und in großer Menge vorhanden, während Computer eher Mangelware sind und daher hohe Preise erzielen. So kann man durch Handel bereits nach wenigen Reisen hohe Profite erwirtschaften.

Mit einem vollen Tank kann man bis zu 7 Lichtjahre überwinden, bevor man auftanken muss. Treibstoff kann entweder in der Orbitalstation gekauft werden oder mit Hilfe eines Raumgreifers („fuel/cargo-scoope“) in der oberen Schicht einer Sonne „geerntet“ werden.

Im Kampf mit Gegnern stehen einem zunächst nur Laser zur Verfügung. Das Waffenarsenal lässt sich aber mit Raketen (zielsuchend), einer Energiebombe (Flächenschaden) und hochwertigeren Lasern erweitern. Weitere Extras sind eine Rettungskapsel, Extra Laderaum, Zusatzenergiespeicher und ein Andockcomputer, der das komplexe Andockmanöver bei den rotierenden Orbitalstationen automatisch ausführt.

Wurde ein Gegner zuerstört können Überreste (Ladung, Rettungskapseln) geborgen und beim nächsten Docken verkauft werden. Gleichzeitig werden einem Credits gutgeschrieben, wenn man einen Piraten zerstört hat. Greift man hingegen von sich aus an, dann steigt das Strafregister an und man wird ggf. von der Raumpolizei angegriffen. Je nach Spielzustand wird man auch von Thargoiden, einer geheimnisvollen außerirdischen Rasse, angegriffen mit der sich die Menschheit im Krieg befindet. Sie greifen, zum Beispiel nach einem fehlerhaften Hypersprung, in der Regel in geometrischen Formationen an, haben achteckige Mutterschiffe mit unzähligen Kampfdrohnen und ergeben hohe Abschussprämien, wenn man sich gegen sie behaupten kann.

Der Spieler beginnt bei 0 Abschüssen und erhält bei 8 die erste Beförderung von harmlos auf relativ harmlos. Danach folgen schwach, durchschnittlich und überdurchschnittlich. Ab 128 gilt man als kompetent, dann gefährlich (512) und tödlich (2560). Für den Rang Elite sind der ursprünglichen Version 6400 erfolgreiche Abschüsse nötig, wobei zu beachten ist, dass manche Schiffe weniger als einen Punkt zählen und andere bis zu 16 Punkte.

Um andere Galaxien als die Startgalaxie zu erreichen ist ein galaktischer Hyperraumantrieb nötig. Er ist ab Technologielevel 11 für 5000Cr zu bekommen und kann nur einmal benutzt werden. Nach Galaxie 8 erreicht man wieder die Startgalaxie.

Spezialmissionen:

In der C64-Version waren 3 geheime Missionen enthalten. Andere Versionen konnten weniger oder gar keine Geheimmissionen enthalten.

  • 1. Mission: Die Jagd nach der Constrictor. Startet 100 Abschusspunkten in Galaxie 1 oder 2. Ein Schiffprototyp wurde gestohlen. Der Spieler macht sich auf die Suche nach dem Schiff, das er am Ende einer längeren „Schnitzeljagd“ findet und zerstört.
  • 2. Mission: Kampfpläne der Thargoiden. Startet ab 500 Abschusspunkten in Galaxie 3, wenn Mission 1 erfolgreich war. Der Spieler soll geheime Daten in ein entferntes Sonnensystem bringen und wird dabei häufig von Thargoiden angegriffen.
  • 3. Mission: Trumbles. Startet wenn der Spieler das erste Mal mindestens 5000 Cr besitzt. Einmal gekauft vermehren sich die Trumbles so stark, dass der Spieler eine Lösung finden muss, damit er weiter navigieren kann.

Spielprinzip und Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elite ist eine Weltraumsimulation mit 3D-Vektorgrafik, die verdeckte Linien nicht darstellt, um so den Eindruck solider Körper zu erwecken. Gegenüber den bei den zeitgenössischen Heimcomputern üblichen Drahtgittermodellen war das ein wesentlicher Fortschritt in der Qualität der räumlichen Illusion. Möglich war dieser Fortschritt durch die konsequente Verwendung der besonders einfach zu berechnenden konvexen Körper. In späteren Portierungen wurde, begünstigt durch die höhere Rechenleistung, teilweise auch Polygongrafik mit gefüllten Flächen verwendet.

Neben der neuartigen Grafikdarstellung gehörten dazu Details wie ein 3D-Radarschirm, der die Darstellungsweise von in der Luftfahrt verwendeten modernen Kollisionsvermeidungsradars aufgreift. Dieses System ermöglicht die genaue Positionsbestimmung von Objekten in einem sphärischen Raum.

Trotz der geringen Speicherkapazität der Heimcomputer bestand das Spielfeld von Elite aus 2040 Sternsystemen auf acht Karten („Galaxien“),[1] die durch eine geschickte Verwendung eines Pseudozufallszahlengenerators mit festen Startwerten mit minimalem Speicheraufwand dargestellt werden konnten. Dieses Verfahren der Darstellung von Sternsystemen weist Ähnlichkeiten zum Rollenspiel Traveller auf.

Elite war auch das bekannteste Spiel, bei dem das Lenslok-Kopierschutzsystem eingesetzt wurde.

Entwicklungs- und Veröffentlichungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Originalversion von Elite wurde von Ian Bell und David Braben für den damals in Großbritannien populären Heimcomputer BBC Micro entwickelt. Elite selbst war vom Pen-&-Paper-Rollenspiel Traveller beeinflusst und übernahm viele Elemente – wie die Klassifikation von Sternsystemen und sogar die Form einiger Raumschiffe – von diesem Vorbild.[2][3]

Elite war eines der ersten Computerspiele, die dem Spieler die freie Bewegung in einer 3D-Umgebung ermöglichten. Als Science-Fiction-Spiel sprach Elite technologiebegeisterte Spieler durch eine sehr fortschrittliche Darstellung an, die den Stand der Technik bis dahin in vielerlei Hinsicht übertraf.

Im November 1999, zum 15. Geburtstag des Spiels, veröffentlichte Ian Bell Binärversionen und Quelltext vieler Versionen des Spiels zum freien Download auf seiner Website.[4][5] Darauf folgend in den Jahren 1999–2000 kam es zum Disput zwischen Ian Bell und David Braben über Bells Entscheidung, diese Versionen des Originalspiels verfügbar zu machen.[6] Der Disput wurde später beigelegt und diese Versionen sind wieder auf Bells Website verfügbar.[7][8]

Nachfolger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nachfolger unter den Titeln Frontier: Elite II und Frontier: First Encounters boten inhaltliche Weiterentwicklungen (realistische Flugphysik, astronomisch weitgehend korrekte Simulation der Milchstraße), konnten aber in kommerzieller Hinsicht an den ersten Erfolg nicht anknüpfen.

Viele Versuche wurden unternommen, um würdige Klone von Elite zu erstellen. Während die meisten Projekte unfertig beendet wurden, ist der Open-Source-Klon Oolite eine erfolgreiche Ausnahme. Elite: The New Kind wurde von Christian Pinder über Reverse Engineering aus der originalen BBC-Micro-Version entwickelt und für viele Plattformen portiert.[9] Die weitere Verbreitung wurde jedoch eingestellt, nachdem einer der ursprünglichen Autoren, David Braben, darum gebeten hatte.[10] Im September 2014, zu Elites 30tem Geburtstag, veröffentlichte Ian Bell Elite: The New Kind erneut auf seiner Website.[11][12] Seitdem ist es auch wieder auf Christian Pinders Website verfügbar. In den späten 1980er-Jahren wurde auch eine nicht-offizielle Variante der kommerziellen BBC Micro Elite durch Angus Duggan mit Disassemblierung und Modifizieren des 6502 Codes erstellt. Mit vielen neuen Features ausgestattet und Elite III genannt, wurde diese jedoch bald in Elite A umbenannt, um Verwirrung zu vermeiden. Elite A wurde offiziell 1997 veröffentlicht.[13] Diese Version wird ebenfalls von Ian Bell auf seiner Website zur Verfügung gestellt. Für den Oric Atmos wurde 2010 ein Look-alike namens 1337 veröffentlicht.[14]

Unter dem Namen Elite: Dangerous kündigte David Brabens Firma Frontier Developments 2012 einen Mehrspieler- und netzwerkfähigen Nachfolger mit zeitgemäßer Grafik an, der an das Spielprinzip des ursprünglichen Elite anknüpft. Das Projekt wurde über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter finanziert und am 16. Dezember 2014 veröffentlicht.[15][16] Ende 2015 kam die Horizons-Erweiterung, durch die es möglich wurde, auf Planeten zu landen und mit einem Fahrzeug herumzufahren.[17] Das Spiel ist auch als Virtual-Reality-Version für die VR-Brille Oculus Rift erhältlich.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Publikum und Fachpresse war Elite ein großer Erfolg, beispielsweise wurde es 1990 vom Magazin Power-Play in der Rubrik „Die 100 Besten Spiele“ präsentiert.[18]

Das deutsche Computerspielemagazin Aktueller Software Markt urteilte, Elite „breche (im Spielgenre Kampfsimulationen) alle Rekorde“ und zeichne sich durch Abwechslungsreichtum und Realismus aus. Das Magazin hob außerdem die umfangreiche Dokumentation des Spiels positiv.[19] Die Happy Computer lobte, Elite „sprudelt (...) vor Details nur so über“. Die 3D-Grafik sei schnell und gut und „übertrifft alles bisher Dagewesene weit“. Redakteur Boris Schneider pries ebenfalls das 64 Seiten starke Handbuch. In Summe sei Elite „eines der besten Spiele, die für Heimcomputer erhältlich sind“.[1]

Die Royal Mail brachte 2020 einen Satz von zwölf Briefmarken mit Motiven aus britischen Computerspielen heraus, in dem ein Wert Elite abbildet.[20]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alex M. Adams: Elite Dangerous – Das inoffizielle Handbuch: Teil 1: Anfänger 1. Auflage ISBN 978-1-7954-4638-9 (deutsch)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Boris Schneider: Elite. In: Happy Computer Sonderheft. Nr. 3, 1985, S. 113.
  2. Francis Spufford: Masters of their universe In: The Guardian, 18. Oktober 2003. Abgerufen am 11. Februar 2011 (englisch). 
  3. Rusel DeMaria, Johnny L. Wilson: High Score. 2nd edition, McGraw-Hill/Osborne: Emeryville, Kalifornien 2004, ISBN 0-07-223172-6, Seiten 340–341. (englisch)
  4. Ian Bell's Elite pages - November 1999 : Elite 15th Anniversary - Released the program sources (englisch)
  5. Ian Bell: Elite Archives ----The Files----. In: iancgbell.clara.net. 1. November 1999, archiviert vom Original am 18. November 2000; abgerufen am 6. November 2015 (englisch).
  6. David Braben's Legal Threats to the Elite Home Page on Ian Bell's webpage (updated 19/09/14)
  7. David Braben: I am David Braben, co-creator of Elite, creator of Frontier, Frontier II and the upcoming Elite: Dangerous. Reddit AMA, abgerufen am 30. Dezember 2012 (englisch).
  8. Bell and Braben See Eye-to-eye as Original Elite Sees Dual Re-release. cabume.co.uk, 25. September 2014, archiviert vom Original am 13. April 2015; (englisch).
  9. Elite - The New Kind - The reverse engineered source code to Elite (Memento vom 18. Oktober 2000 im Internet Archive) by Christian Pinder (archived October 2000)
  10. Christian Pinder: NewKind. newkind.co.uk/, abgerufen am 14. Januar 2013 (englisch).
  11. Matt Martin: Classic space sim Elite goes free this weekend. vg247, 17. September 2014, abgerufen am 6. November 2015 (englisch).
  12. Ian Bell: Elite 30th Anniversary. elitehomepage.org, 20. September 2014, archiviert vom Original am 2. September 2015; (englisch).
  13. Elite-A – an extended version of Elite for the BBC Microcomputer. Abgerufen am 6. November 2015 (englisch).
  14. https://www.defence-force.org/index.php?page=games&game=1337
  15. heise.de
  16. Homepage von Elite: Dangerous
  17. EliteDangerous.com: Major Gameplay Expansions (Memento vom 20. November 2016 im Internet Archive) (englisch)
  18. Michael Hengst: Die 100 Besten Spiele: Elite. In: PowerPlay. Januar 1990, abgerufen am 18. November 2010 (englisch).
  19. Ottfried Schmidt: Elite – Der Dauerbrenner. In: Aktueller Software Markt. April 1986, S. 14.
  20. Matt Purslow: The UK Now Has Classic Video Game Postage Stamps. In: IGN. 7. Januar 2020, abgerufen am 13. August 2023 (englisch).