Benutzerin:Ktiv/Baustelle3

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Skriptorium (Spätantike)

Den Bibliotheken der Römischen Kaiserzeit und der Spätantike waren Schreibstuben angegliedert. Neue Bücher erwarb eine Bibliothek nämlich nicht im Buchhandel, sondern ließ von ihren eigenen Berufsschreibern Kopien herstellen. Diese Bibliotheks-Schreibstuben wurden nicht als scriptorium bezeichnet, ein Begriff, der erstmals in Isidor von Sevillas Etymologiae (frühes 7. Jahrhundert) in der Bedeutung „Schreibgriffel“ begegnet.[1]

Relativ gut wird die Bibliothek von Caesarea und ihr angegliedertes Skriptorium aus den Schriften des Eusebius von Caesarea erkennbar. In den 330er Jahren wandte sich demnach Kaiser Konstantin mit einem Großauftrag an den Bischof von Caesarea Maritima:

„[Ich wünsche,] dass du fünfzig Pergamentcodices (σωμάτια sōmátia) herstellen und sie von Kalligraphen, die ihr Handwerk verstehen, schreiben lässt, so dass sie leicht zu lesen und bequem für den Gebrauch zu transportieren sind, natürlich von den heiligen Schriften, deren Anfertigung und Gebrauch für die Verkündigung der Kirche notwendig ist.“

Eusebius von Caesarea: Über das Leben Konstantins (De vita Constantini) 4,36,2.[2]

Origenes hatte sich rund hundert Jahre zuvor in Caesarea niedergelassen und mit seinem Lehrbetrieb die Keimzelle der Bibliothek geschaffen. Das Christentum war zu seiner Zeit noch keine staatlich geförderte Religion. Die Bibliotheksgründung war daher ein Privatunternehmen, das durch einen nicht weiter bekannten Mäzen namens Ambrosius finanziell gefördert wurde. Eusebius beschreibt, wie der Bücherbestand aufgebaut wurde:

„Es standen nämlich Origenes beim Diktieren mehr als sieben Schnellschreiber zur Verfügung, welche sich zu bestimmten Zeiten ablösten; nicht geringer war die Zahl der Reinschreiber nebst den im Schönschreiben geübten Mädchen (κόραι ἐπὶ τὸ καλλιγραφεῖν ἠσκημέναι).“

Eusebius von Caesarea: Kirchengeschichte (Historia ecclesiastica) 6,23,1–2. (BKV)

Obwohl es ältere epigraphische Erwähnungen von Frauen als Stenographinnen gibt, ist dies der früheste Beleg für Frauen als Kopistinnen literarischer Texte. In asketischen Kreisen der Alten Kirche kopierten Frauen Bücher als Teil einer religiösen Praxis.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Balbina Bäbler: The Library of Origen and Eusebius in the Urban Context of Caesarea Maritima. In: Archeologia Classica, Band 71 (2020), S. 439–462.
  • Roger S. Bagnall: Early Christian Books in Egypt. Princeton University Press, Princeton/Oxford 2009.
  • Rachel Yuen-Collingridge, Malcolm Choat: The Copyist at Work: Scribal Practice in Duplicate Documents. In: P. Schubert (Hrsg.): Actes du 26e Congrès international de papyrologie. Genève 16-21 Août 2010. Droz, Genf 2012. S. 827–834. (Online)
  • Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus. British Museum, London 1938.
  • Dirk Jongkind: Scribal Habits of Codex Sinaiticus (= Texts and Studies: Contributions to Biblical and Patristic Literature, Band 5): Gorgias Press, Piscataway NY 2007.
  • Jesse Grenz: The Scribes and Correctors of Codex Vaticanus: A Study on the Codicology, Paleography, and Text of B(03). Dissertation, University of Cambridge 2021, S. 31. (Download)
  • Francesca Schironi: P.Grenf. 1.5, Origen, and the Scriptorium of Caesarea. In: The Bulletin of the American Society of Papyrologists, Band 52 (2015), S. 181–223.
  • William Andrew Smith: A Study of the Gospels in Codex Alexandrinus: Codicology, Palaeography and Scribal Hands (= New Testament Tools, Studies and Documents, Band 48). Brill, Leiden 2014.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vera Binder: Scriptorium. In: Der Neue Pauly, Band 11. Metzler, Stuttgart 2001, Sp. 308–310.
  2. Eusebius von Caesarea: De vita Constantini/Über das Leben Konstantins, übersetzt und kommentiert von Horst Schneider, mit einem Vorwort von Bruno Bleckmann (= Fontes Christiani, 83). Brepols, Turnhout 2007.
  3. Kim Haines‑Eitzen: „Girls Trained in Beautiful Writing“: Female Scribes in Roman Antiquity and Early Christianity. In: Journal of Early Christian Studies, Band 6 (1998), S. 629–646, besonders S. 641.